An erster Stelle steht die medikamentöse Behandlung mit Dopaminagonisten (Cabergolin, Bromocriptin, Pergolid, Quinagolid). Sie lassen den Tumor schrumpfen und normalisieren den Prolaktinspiegel bei etwa 80 % der Patientinnen und Patienten. Bei 60–100 % der Patientinnen normalisieren sich Zyklus und Ovulation. Bei einem Makroadenom dauert es länger, bis sich die Prolaktinkonzentration normalisiert. Leider machen diese Medikamente, insbesondere in der Anfangsphase, gelegentlich Beschwerden.
Als Nebenwirkung ist vor allem zu nennen:
- niedriger Blutdruck
- Schwindelgefühl
- Übelkeit und Magen-Darm-Beschwerden
Deshalb muss die Behandlung mit diesen Präparaten einschleichend begonnen werden, sodass der Körper Zeit hat, sich an diese Medikamente zu gewöhnen. Wird dies berücksichtigt, sind Nebenwirkungen nicht sehr häufig.
Nicht alle Adenome müssen behandelt werden. Kleine Adenome ohne Beschwerden können durchaus langfristig beobachtet werden, während große Adenome mit entsprechenden Symptomen behandelt werden müssen. Gesichtsfeldausfälle bessern sich meist innerhalb weniger Tage.
Bromocriptin ist seit über 30 Jahren auf dem Markt. Es wird meist zweimal am Tag eingenommen. Man beginnt mit einer sehr niedrigen Dosis von 1,25mg pro Tag; kurz vor dem Schlafengehen wird sie eingenommen. Danach steigert man die Dosis langsam bis die Prolaktinkonzentration ausreichend unterdrückt ist Cabergolin (Dostinex, Cabaseril) muss nur ein oder zweimal in der Woche eingenommen werden. Es senkt die Prolaktinkonzentration meist schneller als Bromocriptin. Es verursacht insgesamt in der Regel weniger Beschwerden, allerdings ist das Risiko für Herzklappenveränderungen erhöht!
Herzklappenveränderungen
Aufgrund von Untersuchungen bei Patienten mit der Parkinson-Krankheit, denen hohe Mengen an Cabergolin gegeben werden, weiß man, dass ab einer kumulativen Dosis von 2000mg das Risiko für Herzklappenfehler steigt. Einzelne, neuere Untersuchungen, bei denen Cabergolin mehrere Jahre gegeben wurde, zeigen jedoch, dass Cabergolin möglicherweise auch in niedrigeren Mengen das Risiko für bestimmte Herzklappenfehler erhöhen kann. Es empfiehlt sich, dass bei allen Patienten, die Cabergolin jahrelang in hoher Dosierung nehmen müssen, Ultraschalluntersuchungen der Herzklappen durchgeführt werden.
Allerdings wurde bisher bei keinem Patient, der wegen einer Hyperprolaktinämie behandelt wurde, eine Klappenveränderung gefunden. Sicherheitshalber sollte die Cabergolindosis möglichst niedrig sein.
Neben Cabergolin kann auch Pergolid das Risiko für Herzklappenfehler erhöhen. Es wurde deswegen in den USA vom Markt genommen. Auch hier stammen die Befunde von Patienten, die wegen einer Parkinson-Krankheit mit höheren Mengen behandelt worden sind.
Quinagolid (Norprolac) hat offensichtlich keine negative Wirkung auf die Herzklappen. Gegebenenfalls muss die Behandlung von Cabergolin auf Quinagolid umgestellt werden, auch wenn Cabergolin offenbar wirksamer ist und bei einer größeren Zahl von Patienten das Prolaktinom schrumpfen lässt!
Besondere Aspekte bei der Behandlung von Frauen
Frauen mit einem Mikroadenom ohne Beschwerden müssen in der Regel nicht therapiert werden. Bei Frauen mit einem Mikroadenom im gebärfähigen Alter, bei denen die Dopaminagonisten-Behandlung nicht zu einer Normalisierung der Regelblutung führt, kann eine Hormonersatztherapie mit Geschlechtshormonen, also mit Östrogen und Progesteron, durchgeführt werden. Dies kann zu einem leichten Prolaktinanstieg führen und unter Umständen auch das Wachstum des Adenoms gering fördern. Regelmäßige Kontrollen sind daher notwendig. Bei Patientinnen mit einem Makroadenom verbietet sich dieses Vorgehen.
Kinderwunsch
Bei Frauen mit Kinderwunsch und einem Mikroadenom (Durchmesser < 1cm) führt die Behandlung mit Bromocriptin zu einer Normalisierung von Prolaktin und meist der Eierstockfunktion, sodass sie häufig relativ schnell schwanger werden. Soweit wir bisher wissen, führt Bromocriptin nicht zu Schädigungen des Kindes, dennoch sollte Bromocriptin zu Beginn der Schwangerschaft abgesetzt werden. Während einer Schwangerschaft vergrößert sich die Hypophyse normalerweise auf fast das Doppelte. Auch das Adenom kann an Größe zunehmen, sodass regelmäßige Überprüfungen vom Gesichtsfeld stattfinden müssen und geklärt werden muss, ob verstärkt Kopfschmerzen auftreten.
Bei Patientinnen mit einem Makroadenom (> 1cm) sollte entweder vor der gewünschten Schwangerschaft das Adenom durch eine
Operation verkleinert werden, alternativ könnte Bromocriptin während der ganzen Schwangerschaft eingenommen werden. Bisher gibt es keine Hinweise, dass diese Behandlung zu einer Schädigung der Kinder führt. Schwangere Patientinnen mit einem Makroprolaktinom sollten von einem Endokrinologen, Gynäkologen und Neurochirurgen interdisziplinär betreut werden.
Stillen
Während des Stillens sollten keine Dopaminagonisten gegeben werden. Da die Hirnanhangsdrüse während der Schwangerschaft an Größe zunimmt, raten die meisten Endokrinologen vom Stillen ab.